Die vier Unheimlichen by K. H. Scheer

Die vier Unheimlichen by K. H. Scheer

Autor:K. H. Scheer [Scheer, K. H. ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: M 87, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1967-12-08T01:00:00+00:00


6.

„Der größte Gaukler in der Geschichte der Erde; selten kontrollierbar, immer gegenwärtig; stets voller Arglist, Täuschung und überwältigend in seiner Macht; ist das Gefühl, das den Menschen seit Beginn seiner Entwicklung auszeichnet."

Diese Worten waren einmal von einem terranischen Philosophen geprägt worden. Andere Männer hatten sie bestritten, aber in vielen Fällen trafen sie zu.

Fünftausend Terraner, hochspezialisiert, geistig regsam und Mann für Mann fähig, je nach Lage der Dinge eigenständige Entschlüsse zu fassen, hatten das Gefühl, in einer zähflüssigen Emulsion zu schwimmen.

Der Eindruck war so übermächtig, daß er das Denkvermögen überlagerte und panikartige Angstzustände hervorrief.

Sie wußten, daß sie nicht mehr das waren; nicht mehr das sein konnten, was sie noch vor wenigen Augenblicken gewesen waren. Dennoch fühlten sie sich als durchaus menschlich.

Diese Erkenntnis wurde von einem Effekt untermauert, den der Mensch ebenso wie die Gefühle seit Anbeginn seiner Entwicklung kannte. Es war der körperliche Schmerz!

Schüttelkrämpfe peinigten jedes Lebewesen an Bord der CREST IV. Der Zustand steigerte sich zu qualvollen Nervenschmerzen, die besonders im Bereich der Halswirbel die Form bewußtseinsstörender Symptome hervorriefen.

Wer es jedoch kraft einer selbstsuggestiven Beeinflussung verstand, diese Nervenschmerzen zu unterdrücken, wurde sofort wieder von einer Gefühlsorgie überfallen. Stärker als zuvor wurde der Eindruck lebendig, in einem feuerroten Meer zähflüssiger Substanz zu schwimmen und hilflos nach Luft zu schnappen.

Jene, denen es nicht gelang, die beginnende Ohnmacht abzuschütteln, wurden wenigstens von der Atemnot verschont. Bei den anderen Männern rächte sich ihre exzellente Schulung und ihr hartes Spezialtraining.

Sie waren zeit ihres Lebens bemüht gewesen, ihre Körper unter Kontrolle zu halten. Dazu zählten in erster Linie die Nervenfunktionen. Ihre Beherrschung gewährte im Gefahrenfalle eine blitzschnelle Reaktion; die Überwindung der berüchtigten Schrecksekunde, die oftmals über Leben und Tod entschied.

Nun hatten sie sich instinktiv gegen die aufgezwungenen Qualen gewehrt. Sie kämpften um jeden Atemzug, ohne recht zu wissen, weshalb sie darum ringen mußten.

Sie waren weder bewußtlos noch war ihr Geist von den Bindungen an den Organismus befreit worden. Also hatten sie sowohl den Geist als auch den Körper zu beherrschen - und das war viel verlangt.

Rhodan saß nach wie vor in seinem Kommandeursessel. Vor seinen Augen hatte sich die Front der Bildschirmgalerie aufgelöst. Er schaute hindurch. Sein Blick durchdrang auch die Schiffswandungen, als wären sie nicht vorhanden.

Mit anomaler Hellsichtigkeit stellte er fest, daß der Rumpf des Schiffes unter allen Umständen ebenso existent war wie er, Rhodan. Normalerweise wären es diese Feststellungen nicht wert gewesen, überhaupt beachtet zu werden. Im Einstein-Raum und unter gewohnten Lebensbedingungen war es wohl die selbstverständlichste Tatsache der Welt, daß die Zellenwandung eines Raumschiffes sehr stabil war.

Nun aber war die Erkenntnis ein Phänomen. Es resultierte aus der Tatsache an sich, daß im Hyperraum kein Körper, der unter vierdimensionalen Bedingungen stofflich war, ebenso stofflich bleiben konnte. Er mußte eine andere Daseinsform annehmen, oder er hätte gar nicht erst in das übergeordnete Universum vordringen können.

Rhodan erkannte diesen Widerspruch mit gleicher Hellsichtigkeit. Der Schüttelkrampf drückte ihn gegen die Sicherheitsgurte, die seltsamerweise nicht in den Körper einschnitten, sondern dem Beben und Zittern nachgaben.

Perry fohlte, daß er keine Luft mehr einsog, sondern etwas, das weder ein Gas noch eine Flüssigkeit war.



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